Integration heißt Teilhabe
Partizipation und Engagement für, mit und von Flüchtlingen 21. – 22. Juni 2016 in Berlin
Kurzworkshop: Unterstützung für Ehrenamtliche bei Angriffen und Übergriffen
Welche Formen von verbalen oder auch körperlichen Angriffen/Übergriffen erleben Ehrenamtliche angesichts ihres Engagements für und mit Flüchtlingen? Die Spannbreite, die im Workshop zusammengetragen wurde, ist groß. Sie reicht von Unverständnis oder Feindseligkeit in der eigenen Familie oder dem Freundeskreis über Reaktionen von Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf und deren Verlustängsten bis hin zu rechtsextremen Angriffen. Im Mittelpunkt stehen dabei Personen, die mehr oder weniger dezidiert gegen die Aufnahme von (so vielen) Flüchtlingen sind. Oder zumindest die Verschiebung sozialer Prioritäten in Deutschland fürchten und z.T. erleben. Die Zuwanderung der großen Zahl von Geflüchteten macht wie unter einem Brennglas Schwachstellen der Verwaltung, im Bildungssystem, in der Versorgung mit Wohnraum etc. deutlich.
Bei der Sammlung von gutem Rat, Erfahrungen und Ideen, was helfen könnte, Helfende zu stabilisieren, war auffällig, dass es viele bewährte Instrumente gibt, wie z.B. aus der Konfliktbearbeitung, der Deeskalation, der Arbeit mit Rechtsextremen etc. Aber es ist auch klar, dass es DAS Rezept nicht gibt, sondern die Situation jeweils schnell analysiert und dementsprechend die Reaktion ausgewählt werden muss. Besonders schwierig sind allerdings Konflikte in emotional geprägten Beziehungsgefügen. Diese unterscheiden sich doch sehr von Konflikten mit „klaren Frontlinien“.
Eine andere Dimension des Themas sind die Erfahrungen mit Anfeindungen Ehrenamtlicher aus dem Kreis der Geflüchteten. Dabei ist zunächst der Blick auf die Ehrenamtlichen selbst wichtig: Wie können sie ein ausgewogenes Verhältnis von Nähe und Distanz erreichen? Welche Formen der Begleitung sind sinnvoll?
Geflüchtete wirklich ernst zu nehmen und als Subjekte zu verstehen, schließt ebenfalls ein, ihnen die Idee und Praxis von Ehrenamt/bürgerschaftlichem Engagement näher zu bringen, wie sie für die Zivilgesellschaft in Deutschland kennzeichnend ist. Forderungen an die Helfenden, die über den Charakter von bürgerschaftlichem Engagement erheblich hinausgehen und als „unangemessen“ wahrgenommen werden, sollten ggfs. grundsätzlich erklärend zurückgewiesen werden. Darüber hinaus setzt natürlich jede/r Ehrenamtliche ihre/seine eigenen Grenzen, die sie/er auch transparent machen sollte.
Als Beispiel diente die Erfahrung eines Ehrenamtlichen, der bei der Wohnungssuche hilft, aber unfreundliche Reaktionen erlebte, weil dem Geflüchteten die Wohnungsangebote nicht schnell genug kamen oder nicht gut genug waren. Es geht nicht darum, dass Geflüchtete in Dankbarkeit versinken müssen. Sie sollten aber auch erfahren, dass ein Ehrenamtlicher i.d.R. kein Makler ist und auch für Einheimische Wohnungssuche je nach Finanzpolster frustrierend sein kann.
Auch wenn im Einzelnen keine ganz neuen Ideen zu Tage traten, ermutigte uns in dem Workshop doch, wie viele Handlungsansätze schon in dieser kurzen Zeit zusammenkamen. Wir halten es für lohnend, wenn daran in systematisierender Form weitergearbeitet werden könnte.
Moderation und Bericht: Viola Breuer